Dienstag, 29. Mai 2012

Bildschirmtext (BTX) - Das unbekannte Wesen

Das Bildschirmtext-Logo
Quelle: Wikipedia
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass Mitte der 80er Jahre ein öffentlich zugängliches BTX-Terminal in der neu eröffneten City-Passage in Fürth stand. Dort machte ich als Jugendlicher das erste Mal Bekanntschaft mit diesem für mich faszinierenden Medium. Ich weiß noch, dass ich ein Spiel entdeckt hatte, ein Grafikadventure. Ein Grund für mich, öfters mal der City-Passage einen Besuch abzustatten.

Diese Erinnerung ist auch Anlass für mich, diesen Artikel über das unbekannte Wesen Namens BTX zu schreiben. Einige werden sich sicher noch daran erinnern. Für euch jüngere Leser ist BTX vielleicht ein böhmisches Dorf.

Bildschirmtext (oder kurz BTX) gab es in Deutschland seit dem 1. September 1983. Es handelte sich dabei um einen interaktiven Onlinedienst. Vergleichbar mit dem Internet. Nur etwas altbackener.

Um in den Genuss von BTX zu kommen, brauchte man neben einem Fernsehgerät und einem Telefonanschluss auch noch ein BTX-Modem. Dieses hatte meistens eine eingebaute Tastatur. Daneben gab es aber auch sogenannte BTX-Terminals. Diese waren komplett mit Modem, Tastatur und Bildschirm ausgestattet. Auch gab es BTX-Module für Homecomputer. Das Problem dabei war, dass sie eine Postzulassung brauchten. Und die Post war damals sehr restriktiv. Sehr zum Leidwesen der Produzenten alternativer Geräte. Aber so war das damals. Alles, was irgendwie an das Telefonnetz angeschlossen werden wollte, brauchte eine Plakette der Post.

BTX fand in Deutschland keine große Verbreitung. Das lag zum einen an den Anschaffungskosten für ein BTX-Gerät. 3000 DM waren damals ganz schön happig. Zum anderen an den monatlichen Kosten. Allein der Anschlusspreis betrug 55 DM. Zudem schlug eine monatliche Gebühr von 8 DM zu buche. Desweiteren konnten Anbieter von Seiten festlegen, wie teuer der Abruf ihres Angebotes war. Die Preise schwankten dabei von 0,01 - 9,99 DM pro abgerufene Seite. Eine Vergütung nach Zeit war auch möglich. Der Preis pro Minute lag zwischen 0,01 und 1,30 DM. Kostenlose Angebote gab es zwar auch, aber die waren nicht die Regel.

Das Angebot erstreckte sich von Banken über Fluggesellschaften bis hin zu diversen Clubs wie z.B. dem Chaos Computer Club (CCC). Selbst die Polizei hatte eine Seite.

Technisch gesehen kann man BTX mit Videotext vergleichen. Es sieht dem zumindest sehr ähnlich. Wie beim Videotext gab es Seiten, die aufgerufen werden konnten. Diese wurden über Nummern adressiert, z.B. *30001#. Zu beachten sind hier die Zeichen * und #, die grundsätzlich mit eingegeben werden mussten. Mit einer Auflösung von 480x250 Bildpunkten waren sogar einfache Grafiken möglich. Diese konnten mit 32 Farben aus einer Palette von 4096 Farben dargestellt werden. Wenn man sich überlegt, dass selbst billige Handys eine Auflösung von 480x320 Punkten bei 16,7 Millionen Farben unterstützen, ist das so als wollte man VHS mit Blue-Ray vergleichen.

Dem Bildschirmtext war keine rosige Zukunft beschieden. 1993 wurde BTX in Datex-J (ein weiterer Vorläufer des Internets) eingegliedert. Daraus wurde dann 1995 T-Online. Nachdem sich das Internet immer mehr durchsetzte, wurde BTX zunehmend bedeutungslos. Offiziell wurde es am 31. Dezember 2001 eingestellt. Trotzdem lebte es in Form von T-Online Classic zum Zwecke des Homebanking noch bis Mai 2007 weiter.

Damit du dir mal einen Eindruck von BTX machen kannst, habe ich diesen Werbefilm aus dem Jahr 1986 für dich.



Willst du mehr über BTX erfahren?

Auf Wikipedia gibt es einen ausführlichen Artikel.

Auch der SPIEGEL berichtete zum 25. Geburtstag von BTX unter der Überschrift "Das Netz der Pixelklötze". Ein etwas älterer Artikel, dennoch lesenswert.

Du kannst auch gerne schreiben, wie du BTX kennengelernt hast und wofür du es genutzt hast. Schwelg einfach mal in Erinnerungen, so wie ich.

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